Nicht mehr lang hin und die Blattzeit beginnt. Für mich ist diese Zeit eine der spannendsten jagdlichen Abenteuer im Jahr, kann man doch den ein oder anderen heimlichen Bock aus seinem Einstand locken und strecken. Für mich als Waldjäger, der meist keinen genauen Überblick über seinen Rehwildbestand hat, ein absolutes Highlight. Doch was ist bei der Jagd in der Blattzeit zu beachten? Ich verrate Ihnen einige Dinge, auf die ich achte.
Eingangs möchte ich gleich erwähnen, dass die roten Böcke eher zum Ende der Brunft auf den Blatter zustehen. Wann genau dieser Zeitpunkt eintritt, ist regional und jährlich unterschiedlich. In unserem Revier ist der geeignetste Zeitpunkt meist ab der ersten Augustwoche. Diesen Erfahrungswert müssen Sie jedoch selbst herausfinden. Eine weitere absolute Bedingung für den jagdlichen Erfolg ist das Geschlechterverhältnis. Ein Geschlechterverhältnis, welches deutlich zu Gunsten des weiblichen Wildes ausfällt, mindert den Jagderfolg meist beachtlich. Wie würde es Ihnen wohl gehen, wenn Sie in kurzer Zeit unglaublich viele Dates angeboten bekommen? Da würden Sie sicherlich auch einen Gang zurückschalten und weitere Angebote ausschlagen. Wenn Sie also einen zu hohen Anteil weiblichen Wildes im Revier vorfinden, werden die Böcke Ihrem Locken eventuell nicht sonderlich gern folgen. Letztlich bleibt noch die Temperatur zu erwähnen. Schon in der Jungjägerausbildung lernt man: der Bock mag es heiß. Je höher die Temperatur, desto reger die Brunft. Nicht, dass ich das all zu sehr schätze, bin ich doch eher der Anhänger niedriger Temperaturen. Aber da muss man durch. Als Vorteil ist zu erwähnen, dass man im Gegensatz zur Jagd bei der Damwildbrunft in kurzen Hosen und T-Shirt zur Jagd gehen kann. Zumindest dann, wenn die Mücken die Verwendung kurzer Kleidung nicht zu stark bestrafen.
Sind alle Voraussetzungen gegeben, bleibt die Frage, womit locke und wo? Über die Zeit, die Sie im Revier verbringen, stellen Sie natürlich fest, wo die Böcke ihre Einstände haben. Da ich verstärkt nach Fege- und Plätzstellen entlang natürlicher Grenzlinien suche, finde ich den groben Aufenthaltsort eines Bockes recht schnell. Bei der Jagd hat man natürlich auch immer wieder Begegnungen mit Böcken, die vielleicht nur schwer zu erreichen sind. Eben auf diese Böcke habe ich es in der Blattzeit abgesehen. Auf diese, und auf jene, die ich vielleicht gar nicht kenne. Die Einstände der Böcke bleiben bei uns in der Regel die gleichen. Somit kann ich jedes Jahr schnell feststellen, wo sich ein Bock aufhält. Wenn der Einstand also halbwegs gefunden ist, stellt sich die Frage, welches Lockinstrument man verwendet. Hier ist mir nur eins wichtig: es muss funktionieren. Ob Sie traditionell das Blatt der Rotbuche, einen Gummiball- oder Mundblatter verwenden, ist im Grunde egal. Die richtigen Töne müssen dabei rauskommen! Ich beginne in der Regel mit einem leisen Rickenfiep, den ich fünf mal im Abstand von etwa fünf Sekunden angebe. Ist diese Serie vorbei, folgen in der Regel drei bis vier weitere Serien im Abstand von etwa fünf Minuten. Dabei wird jede Serie ein wenig lauter. Steht auch eine Viertelstunde nach der letzten Serie kein Bock zu, greife ich zum Sprengfiep. Dieser sollte aber nicht zu oft angewendet werden. Ich bringe meist zwei Sprengfiepe kurz hintereinander gefolgt von einer zweisekündigen Pause und weiteren drei, kurz aufeinanderfolgenden Sprengfiepe. Wenn selbst dann kein Bock zusteht, wechsele ich den Platz etwa eine Viertelstunde nach der Sprengfiepserie. Blattzeit ist für mich auch Suchzeit und auf über 3.000 Hektar habe ich genügend Platz zum Suchen. Langes Ansitzen ist für mich in der Blattzeit keine Option. Nach Möglichkeit versuche ich zwei bis drei Plätze pro Tag zu bejagen. In der einen Woche, in der die Böcke bei uns zielgerecht zustehen, habe ich am Ende alle Plätze abgeklappert. Wichtig ist, dass die Plätze, die man an einem Tag bejagt, nicht unmittelbar zusammenhängen, da man ansonsten eher eine unwirkliche Situation kreiert und den Einstandsbock schnell misstrauisch stimmt.
Was aber nun tun, wenn der Bock zusteht? Da ich einen Mundblatter nutze, habe ich beide Hände frei und an der Waffe. Das Glas ist dabei auf eine vier- bis sechsfache Vergrößerung eingestellt, das Schloss gespannt und die Augen beobachten konzentriert das Umfeld. Manchmal stehen die Böcke heimlich zu, manchmal aber auch wie von der Tarantel gestochen. Bei dem Moosboden unter unseren Kiefern hört man den Bock niemals anwechseln. Plötzlich taucht er im Sichtfeld auf und alles muss schnell gehen. Ansprechen, warten bis er breitzieht und eine saubere Kugel antragen. Wenige Sekunden sind hier entscheidend um die Situation für sich zu nutzen. Kommt man nicht zu Schuss, sollte man aber nicht trotzig stundenlang in den Blatter pusten, sondern die Umwelt zur Ruhe kommen lassen und ein oder zwei Tage später einen erneuten Anlauf starten.
Sollten Sie noch weitere Impressionen zur Blattjagd gewinnen wollen, steht Ihnen unser Revier in den Monaten Juli und August zur Verfügung! Ich freue mich auf Sie!